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Ein Blick über den Tellerrand -Der Umgang mit Corona in Asien

07. September 2020

Als Geschäftsführer der Kloepfel Corporate Finance ist Dr. Heiko Frank international viel unterwegs, führt Transaktionen in Asien und den USA durch. Wir sprechen darüber, wie es war, als er am 6. März 2020 aus Asien wiederkam – in ein anderes Deutschland als er ein paar Wochen zuvor verlassen hatte.

Dr. Heiko Frank: „Im Februar war ich privat in Asien. Die Entscheidung, mit der Familie nach Asien zu reisen, war schon zu dem Zeitpunkt gar nicht einfach, denn Ende Januar war bereits bekannt, dass Corona existiert. Wir haben uns nach intensiven Abwägungen bewusst dazu entschieden, die Reise nach Thailand, Vietnam und Singapur anzutreten. Zu dem Zeitpunkt gab es hier in Deutschland eine Berichterstattung wie damals, als das SARS-Virus ausbrach. Wir haben das nicht in Bezug gesetzt zu dem, was dann kam.“

Als erfahrener Reisender stattete sich Dr. Frank in Deutschland vorsorglich mit Handdesinfektionsmitteln und Masken aus, die im Februar noch überall günstig und ausreichend zur Verfügung standen. Als die Familie jedoch in Bangkok aus dem Flieger stieg, zeigte sich dort schon eine komplett andere Welt als in Deutschland. Am Flughafen standen überall Wärmekameras, alle – wirklich alle – hatten Mund- und Nasenschutz auf. Sowohl am Flughafen, als auch in Taxi und Hotel. Im Hotel wurde gleich an den Eingangstüren noch vor dem Check-in eine Temperaturmessung durchgeführt, danach kam eine Station zur Handdesinfektion, erst danach durfte die Familie das Hotel betreten. Auch die Shopping-Malls waren in Bangkok zu diesem Zeitpunkt schon mit allen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet. Das war am 10. Februar 2020, in Deutschland gab es derzeit keinerlei Maßnahmen.

Kein Lockdown in Thailand:

Der kulturelle Sinn für die Gemeinschaft schützt vor Ansteckung

„Die Asiaten waren schon durch die erste SARS Welle trainiert“, so Dr. Frank. „Außerdem herrscht in Thailand und anderen asiatischen Ländern eine ganz andere Kultur: Menschen schützen durch Masken andere Menschen, das ist dort nicht neu. Wenn einer einen Schnupfen hat, setzt er sich die Maske auf, um die anderen zu schützen. Das liegt daran, dass die Thailänder und viele andere Asiaten kollektiv zuerst an die Gemeinschaft denken, in Europa und in den USA hingegen steht das Wohl des Einzelnen im Vordergrund. In Asien schützt man die Gemeinschaft vor sich selbst, Schutz der andern geht vor dem eigenen Schutz“ so der spannende Bericht von Dr. Frank.

Vietnam:

Ein Hoch auf die elektronische Kommunikation

Weiter ging die Reise nach Vietnam. Ein Land, dessen wirtschaftliche Öffnung gerade mal 25 Jahre her ist. Unter dem Schlagwort „Doi Moi“ (Erneuerung) ist das Land seitdem im wirtschaftlichen Aufschwung, gilt aber noch als Schwellenland. „Wir sind in Vietnam angekommen und haben sofort auf dem Handy eine Nachricht der Regierung zu

Covid-19 bekommen. So hatten wir schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug eine Information, wie hier mit dem Virus umzugehen ist. Nach fünf Tagen hatte Vietnam auch schon die Grenzen zu China geschlossen, da gab es in Deutschland noch keinerlei Einschränkungen bei der Einreise“, erzählt Dr. Frank beeindruckt. „Das wird sofort elektronisch kommuniziert – in einem Land, das noch gar nicht genug Zeit gehabt hat, um eine moderne Industrie oder einen Mittelstand hervorzubringen, die mit den Industrienationen mithalten kann“ so der erfahrene Asien-Manager. „Wir hatten in Summe elf Flüge kreuz und quer durch Asien. In Vietnam wurden nach jedem Flug die Filter gewechselt und die ganze Maschine desinfiziert. Im Hotel gab es neben Desinfektion und Mundschutz auch schon Abstandsregelungen, das war in Thailand zu dem Zeitpunkt noch nicht der Fall.  

Singapur:

Apps statt Zettelwirtschaft

In Singapur, einem Stadtstaat an der südlichsten Stelle vom asiatischen Festland, fand die Familie dann eine weitere Variante im Umgang mit Covid-19 vor: Überall waren Wärmekameras, im Flieger war nur jeder zweite Platz besetzt. Auch hier kam die Mitteilung von der Regierung per SMS, in jedem Hotel-Lift, in jedem Shoppingmall-Aufzug war eingebautes Desinfektionsmittel. Die Hotels waren im Umgang mit Corona sehr gut organsiert. In den Restaurants war nur jeder zweite Tisch besetzt. Bei der Reservierung läuft schon die Registrierung per App, Zettel gibt es nicht mehr. Das Restaurant verließ man in der Gruppe derer, die am Tisch saßen. So kam es nicht zu Mischungen am Eingang. Da Singapur ein kleiner Staat ist, verwendet Singapur eine Tracking-App. Dr. Heiko Frank: „Ich verstehe nicht, dass wir in Deutschland bis heute noch keine Tracking-App haben. Wegen Datenschutz? Wir akzeptieren Google und Facebook aber kurzzeitiges Tracking für die Gesundheit nicht?

Die Rückkehr nach Deutschland

„Als wir am 6. März nach Hause kamen, saßen noch viele Menschen auf dem Viktualienmarkt, dicht an dicht beim Wein. Das war für uns aus Asien kommend mehr als erstaunlich“, so Dr. Frank über seine Ankunft in Deutschland. „Wir hatten ähnliche oder sogar noch bessere Maßnahmen als in Asien erwartet.“ Stattdessen gebe es endlose Diskussionen über Maskenpflicht und Datenschutz.